1. Tag: Start in Olten (21. Mai 2012)
Die Zugfahrt nach Olten (Schweiz) ist unproblematisch verlaufen, sieht man davon ab, dass die Bahn den ersten Zug der Kette ausfallen ließ.
Nach der Ankunft in Olten überquert man die Aare auf einer 300 Jahre alten überdachten Holzbrücke. Fast konnte man das sinnbildlich nehmen. Vom Berufsleben auf sicheren Wegen in den Ruhestand. Ich bin gespannt, wie schnell das Berufsleben in den Hintergrund treten wird. Noch ist es sehr präsent, auch wenn ich weiß, dass ich keine Befugnisse mehr habe. Ich hoffe, es findet sich, was zusammenwirken muss.
Unser Hotel ist gut, selbst die Fahrräder werden gut behandelt. Und das Essen ist schweizerisch gut. Aber alles ist s..teuer!
Links: Olten (Wikipedia) // Olten
2. Tag: Olten nach Solothurn (22. Mai 2012)
In Olten hat es vergangene Nacht ordentlich geregnet. Fast hätte man befürchten müssen, heute im Regen radeln zu müssen. Aber wir hatten Glück mit wechselnden Abschnitten ohne Regen und im Ergebnis heute Abend sogar einen Sonnenbrand. Die Strecke verlief weitgehend entlang der Aare, was nicht ausschließt, dass es auch richtig hügelig ist.
Neben meinem Leichtgewicht von Fahrrad (20 kg) muss ich mich selbst (Gewicht verrate ich nicht, ist aber grenzwertig) und ca 15 Kilo Gepäck bewegen. Mir fehlt schlichtweg die Übung. Vielleicht hätte ich am Wochenende lieber Rad fahren sollen, statt Telegramme o.Ä zu formulieren. Aber die waren auch wichtig!
Der vor uns liegende Weg ist ja noch lang und abwechslungsreich. Verzagen gilt nicht. Übung macht den Gesellen. Heute waren es am Ende 50 Kilometer, die wir geradelt sind.
Solothurn ist sehenswert, es macht Spaß durch die Altstadt zu schlendern. Es soll die Barockstadt der Schweiz sein. Aber schon am späten Nachmittag hat alles zu ...
Links: Wikipedia (Solothurn) // Solothurn
3. Tag: Solothurn nach Biel (23. Mai 2012)
Heute war das Wetter launischer als die Tage zuvor. Trotzdem, wir hatten Glück: Bei jedem ordentlichen Schauer konnten wir überdacht den fallenden Tropfen mit Gelassenheit zusehen. Spannend ist immer nur, den richtigen Zeitpunkt zum Aufbruch zu finden.
Wenn man, wie Ursel und ich, aus einem Dorf kommt, in dem die Wiederansiedlung von Störchen geklappt hat, dann sind Störche schon etwas Besonderes. Heute sind wir in Altreu vorbei gekommen, ein Ort, in dem Störche im Mittelpunkt des Geschehens stehen. Allein acht besetzte Horste haben wir auf einem Bauernhaus/Gaststätte gezählt. Wenn wir es richtig verstanden haben, nahm die Wiederbesiedlung der Schweiz mit dem Storch in Altreu 1948 seinen Anfang. Und ist überaus erfolgreich. Übrigens, das Klappern hört sich schweizerisch wie deutsch ziemlich gleich an.
Biel war nach 35 km erreicht. Zuerst der See und dann die Stadt. Sowohl die "Neustadt", erbaut in den zwanziger und dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts nach den Bauhauskriterien, als auch die kleine "Altstadt" sind sehenswert. Es macht Spaß durch die Gassen zu schlendern. Zum Schwitzerdütsch gesellt sich nun Französisch, aber in Biel geht alles von Amtswegen sowieso nur zweisprachig.
4. Tag: Biel nach Estavayer-le-Lac (24. Mai 2012)
Unser heutiges Tagesziel Estavayer liegt am Südufer des Lac de Neuchâtel. Von Biel bis dahin waren es 68 km.
Auch das Wetter hat prima mitgespielt. War noch in Biel Hochnebel zu verzeichnen, hat es spätestens ab Mittag hochsommerliche Temperaturen gehabt. Mein Fahrradtacho hat – allerdings immer in der prallen Sonne gemessen – 31 Grad C. angezeigt.
Gefühlt war es noch wärmer, weil ein Teil der Schweizer Mittel-Landroute eben nicht am flachen Ufer des Sees sondern ein ganzes Stück davon entfernt verläuft. Kräftig in die Pedale treten heißt es dann oder bloß nicht zu viel Bremsen, um den Schwung für den nächsten Anstieg zu retten.
Aber landschaftlich eine wunderschöne Route durch Wald, Wiesen, Gemüseanbau, Kartoffel- und Getreidefelder. Zwischendurch immer große Flächen als Sommerblumenwiesen.
Zuerst ging es am südlichen Ufer des Bieler Sees in Richtung Le Landeron, um dann entlang des Verbindungskanals auf den Neuchâteler-See zu treffen. Von Ins ging es dann über Portalban nach Estavayer.
Um den Reiz dieses kleinen Städtchens zu entdecken, muss man sich allerdings hoch zum Schloss und den kleinen Gassen der Altstadt bewegen. Das, was man zu sehen bekommt, ist viel mehr, als man es am Ufer des Sees stehend, erwarten würde. Man muss nur genau hinsehen!
Links: Wikipedia // Estavayer-le-Lac (französisch)
5. und 6. Tag: Estavayer-le-Lac nach Yverdon (25. Mai 2012) und weiter nach Lausanne (26. Mai 2012)
Am 25. Mai haben wir Yverdon angesteuert, an der Südspitze des Lac de Neuchâtel. Knapp 26 km war die Strecke lang.
Kurz vor Yverdon kann man 5000 Jahre alte Menhire bewundern: Bis zu 3 Meter hoch, bis zu 1,5 Tonnen schwer. Transport der Steine und der Sinn und Gebrauch der Aufstellung der Steine bleiben auch im Jahr 2012 n.Chr. ein ungelöstes Rätsel.
Auch Yverdon hat eine schöne Altstadt. Die alten Häuser haben sich immer wieder den veränderten Sitten und Gebräuchen bis in die heutige Zeit anpassen müssen. Trotzdem haben sie nichts von ihrem äußeren Charme aus dem 16. Jahrhundert eingebüßt.
Heute früh sind wir dann nach Lausanne aufgebrochen, das wir abends nach 59 km erreichten. Eigentlich waren wir den ganzen Tag unterwegs und haben auch keine üppigen Pausen gemacht. Die Topografie der Strecke mit vielen, ernstzunehmenden Hügeln hat die Durchschnittsgeschwindigkeit rapide senken lassen. Besonders das mittlere Stück der Etappe hatte es in sich ! "Familienfreundlich" ?!? Gleichwohl – der Weg ist abwechslungsreich und schön. Es gibt viel zu sehen und zu entdecken. Und die Leute, die man trifft, sind alle sehr freundlich.
Auch Lausanne muss sich mit seinem hügeligen Stadtbild nicht verstecken. Der Weg vom Genfer-See zum Bahnhof/Hotel fühlte sich nach fast 60 km an, als müsse ein Zweitausender erklommen werden! Obwohl es vom See bis zur Stadtmitte nur 200 Höhenmeter sind, die allerdings auf kurze Entfernung. Wir hatten einen persönlichen Guide, der uns bis zum Hotel geleitet hat. Dem Unbekannten auch an dieser Stelle nochmals unseren Dank!
Die Höhenmeter zeigen es deutlich: Wir müssen das Gepäck unbedingt nochmals auf Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit überprüfen.
Von Lausanne hoffen wir dann morgen (trotz Pfingstsonntag) etwas mehr zu sehen. Vorbei gekommen sind wir schon am Sitz des Olympischen Komitees: Edel, edel. Zu Olympia soll es noch ein Museum geben. Mal schauen, was der Tag so bringen wird.
Links: Wikipedia (Yverdon) // Yverdon // Wikipedia (Lausanne) // Lausanne
7. Tag: Lausanne (27. Mai 2012)
Feiertag in der Schweiz. Pfingstsonntag. Da sind dann auch die Museen geschlossen, die an einem normalen Sonntag geöffnet hätten. Es ist ruhig in Lausanne, zumindestens im Zentrum der Stadt. Da Ausflugswetter ist, sind viele zum See und genießen die Sonne gemixt mit einer Brise vom Lac Lemon.
Vom See bis in die nördlichen Stadtteile von Lausanne fährt vollautomatisch eine Metro. Bei den zu überwindenden Steigungen eine beachtliche Einrichtung. Was hätten wir gestern gern um dieses Wissen gegeben. Übrigens – Touristen können die öffentlichen Verkehrsmittel gratis benutzen, entsprechende Ausweise gibt es in den Hotels.
Trotzdem muss man in Lausanne gut zu Fuß sein. Anstiege und Gefälle geben sich ständig die Hand. Sehenswert ist es trotzdem. Angefangen beim Bahnhof, der dem Leipziger Bahnhof nachempfunden wurde, der Kathedrale, dem Rathaus und den vielen "Kathedralen" des Geldes.
Morgen geht es weiter nach Genf. Wir haben uns für den Zug entschieden.
Links: Wikipedia (Lausanne) // Lausanne
8. Tag: Lausanne nach Genf (28. Mai 2012)
Pfingstmontag. Wir sind mit dem Zug nach Genf gefahren. Neben der normalen Personenfahrkarte war eine Fahrradkarte (gültig für die gesamte Schweiz) zu lösen. Alles ganz einfach. Man muss noch nicht einmal die Fahrräder die unvermeidlichen Treppen zum Bahnsteig hochtragen oder wacklig auf Rolltreppen bugsieren. Die Schweizer erledigen das mit Aufzügen. Der Fahrgast muss sich dann nur um sein Ziel kümmern. Die Fahrradkarte gilt für alle Züge, sofern Platz im Zug ist. Die Deutsche Bahn könnte hier noch eine Menge zulernen.
Auch im Straßenverkehr ist die Schweiz sehr viel weiter, was das Thema Radfahren betrifft. Es gibt kaum Einschränkungen oder Verbote. So sind RadfahrerInnen ein ganz normaler Bestandteil des Verkehrs. Gut gefüllte "Fahrradparkplätze" zeugen von der Akzeptanz dieses Verkehrsmittels im Alltag. Da haben wir in Deutschland eindeutig noch Nachholbedarf.
Genf ist eine schöne Stadt. Insbesondere die Altstadt nimmt die BesucherInnen sofort mit ihrem Charme gefangen. Schön ist es schon, aber wenn man die vielen Autos mit den kleinen CD-Schildern sieht, vermutet man wohl nicht zu Unrecht, dass in der Altstadt bezahlbarer Wohnraum wohl Mangelware ist.
Aber wir sind ja sowieso nur für einen Tag zu Besuch. Unser Hotel zwischen Finanzplatz und Altstadt gelegen, ist ein guter Ausgangspunkt zur "Erkundung" der Stadt am Lac Leman. Wenn man zum See schaut, ist sofort die Jet d'Eau, die Fontäne im Blick: Mit 200 km/h werden pro Sekunde 500 Liter Wasser 140 Meter in die Höhe gepumpt. Und das seit 1891!
Auch in Genf sind die Bankhäuser ebenso wenig zu übersehen, wie die Fünf-Sterne-Hotels. Wie Perlen aneinander gereiht am Ufer des Sees oder der Rhône oder in unmittelbarer Nähe. Optisch gibt das schon was her!
An der Rhône soll es morgen für uns weitergehen. Und bald sind wir dann in Frankreich. Wir freuen uns darauf, sagen der schweizerischen Gastfreundschaft aber nochmals gerne danke.